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5. Dezember
Der Weihnachtsstern

Sie kommt immer überraschend, meist, wenn der ganze Korridor von Patienten bevölkert ist. Sie wartet nicht ab, ob die Ambulanz besetzt ist oder nicht, sie ruft einfach „Moter und Nena“ (Schwester und Mutter) und es ist selbstverständlich für sie, dass ich da bin. Anders ist es nicht möglich. Aber sie wartet dann auch, wenn ich ihr sage – wie jetzt: „Fejzija, ich habe gerade einen Patienten“. Dann unterhält sie die Patienten im Korridor und singt Loblieder auf uns. Und sie bringt ihren Weihnachtsstern auch zur Geltung. Fejzija gehört irgendwie zur Klosterfamilie. Vor ungefähr 20 Jahren haben wir ihren Sohn im Sterben begleitet und sie natürlich auch. Dann – 8 Jahre später - bekam sie nochmal einen Sohn. Der hatte auch Muskelatrophie. Sie hat ihn gepflegt – wie den Erstgeborenen. Eine tiefere Hingabe einer Mutter an ihre Kinder, ein Loslassenkönnen, wenn die Zeit da war, ein unglaubliches Lernvermögen im Umgang mit dem allem, eine Demut und Annahme des Leidens vom Allmächtigen wie ich sie nie in dieser Komplexität erlebt habe! Fejzija hat nur um eines gebeten: dass wir ab und zu kommen, sie nicht alleine lassen. Zu dem allem war ihr Mann schwer Alkoholkrank, er verlor oft die Kontrolle und war dann gewalttätig. Sie hat ihn nach dem Tod ihres Jüngsten vor vier Jahren dann auch gepflegt. Er starb elend an Leberzirrhose.  Fejzija blieb bei ihm - auch bis zum letzten Atemzug. Irgendwann dann ist sie zu ihrer Tochter nach Italien, aber sie kommt immer wieder zurück. Drei Monate hier, drei Monate dort. Sie hat nicht viel, aber sie ist zufrieden, wirklich im Frieden. Und wenn sie hier ist, geht sie Putzen. Und von dem Geld fürs Putzen da bleibt nicht viel übrig. Sie weiss, dass ich Blumen mag. Und nun hat sie vom Putzgeld den Weihnachtsstern gekauft: „Weil ihr ja das grosse Fest habt“ – so sagt sie. Sie ist Muslim.  Sie drückt mich. „Für das grosse Fest, Mama“ sagt sie. Und „für das grosse Fest“ werde ich auch noch abgeküsst und dann geht sie.

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