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4. Dezember

Barfuss

Sie wirkt wie die Hl. Barbara, die aus ihrem Turm entkommen ist. Samije im weissen Kopftuch und mit den Schuhen in der Tasche bittet um Einlass. Sie sagt, sie habe vor drei Tagen ihren Fuss verbrannt. Ich bitte sie in die Ambulanz. Bevor sie noch etwas sagt, kramt sie in der schwarzen Handtasche mit ihren Schuhen und zieht eine Plastiktüte mit Hühnereiern für uns raus. Kein einziges ist kaputt. Ich frage sie, was denn passiert sei. Sie sagt, sie habe sich vor drei Tagen den Fuss verbrüht und nun kann sie kaum noch laufen. Seit vier Stunden sei sie unterwegs zu uns – aus dem Dorf nahe bei Koplik. Sie ist barfuss gegangen und an der grossen Strasse hat sie ein Fahrer mitgenommen. Die Füsse sind kalt und sie hat Glück, dass sie zusätzlich zur Brandwunde keine Erfrierungen hat. Sie zeigt mir ihren Fuss. Der schaut schlimm aus. Die Brandwunde ist schwer infiziert, der Fuss dick geschwollen und knallrot. Samije sagt, dass sie noch ihren alten Mann daheim hat – die Kinder sind in England. Sie können nicht kommen, weil sie dort ohne Papiere sind. Aber sie meint, jetzt wäre sie ja hier bei uns und sie wisse von andern, dass wir sie schnell gesund machen werden. Ich gucke sie etwas entgeistert an und erkläre ihr, dass diese Heilung nicht schnell gehen wird. Sie schüttelt den Kopf und sagt: Sie spüre, dass jetzt schon „gesundes Blut“ in die Wunde fliesse, da sie ja reingelassen wurde. Dann küsst sie mir die Hand und sagt: „Gesegnet ist dieses Haus und gesegnet von Gott sind deine Hände!“ Trotzdem erkläre ich ihr, dass diese Wunde lange zum Heilen braucht. Ich versorge die Wunde und dann suche ich nach Sandalen, die ich an den Schnallen mit einer Mullbinde so erweitere, dass der dicke Fuss reinpasst.

Sie kann aber nicht zu Fuss zurück. Wir rufen einen Chauffeur, der sie heimbringt und dann zum nächsten Verbandswechsel wieder abholt. Samije ist glücklich – ich denke eher grüblerisch, wie wir die Alleingelassenen besser und schneller erreichen, bevor solche Wunden so infiziert sind.